Peter Ulrich Weiss wird am 8. November 1916 in Nowawes, in der Nähe von Berlin geboren. Sein Vater war jüdischer Textilfabrikant ungarischer Herkunft, der später zum Christentum konvertierte und über dessen jüdische Herkunft fortan nicht mehr gesprochen wurde. Weiss’ Mutter war eine Schauspielerin Schweizer Herkunft. Peter Weiss’ Kindheit und Jugend war, wegen der jüdischen Wurzeln der Familie, geprägt von Emigration und Umzügen. Nach dem tragischen Tod seiner Schwester (sie stirbt in Folge eines Unfalls mit einer Straßenbahn), welcher Weiss’ Leben und Werk Zeit seines Lebens beschäftigen wird, zieht die Familie 1918 nach Bremen, 1929 folgt der Umzug nach Berlin, 1935 emigriert sie nach England, 1936 nach Böhmen/Tschechoslowakei. Er beginnt früh zu schreiben und zu malen und nimmt Kontakt zu seinem Vorbild Hermann Hesse auf, den er 1938 in der Schweiz besucht. Der betagte Nobelpreisträger erkennt das Talent in dem jungen Künstler und protegiert ihn für einen Studienplatz an der Prager Kunstakademie. Später folgt ein Studium an der Kunstakademie Stockholm.
Bald sieht sich Weiss in seinem malerischen Schaffen an seine Grenzen gebracht. Neben dem Schreiben verwirklicht er sich zunehmend im Bereich des Avantgardefilms. Beeinflusst von seiner Beschäftigung mit dem Surrealismus und der Psychoanalyse entstehen in den fünfziger Jahren eine Reihe von Experimental-, Dokumentar- und Kurzfilmen. Seine filmtheoretische Abhandlung Avantgardefilm, die zunächst auf schwedisch erscheint, gilt noch heute als Standardwerk auf diesem Gebiet. Dies bringt ihm immerhin das Renommee ein, das ihm eine Lehrtätigkeit im Bereich Filmtheorie und Filmpraxis in Stockholm verschafft. Seine eigenwillige Ausdrucksweise im Kontext des Films erschweren es ihm jedoch, die dafür notwendigen Geldmittel aufzubringen. Und auch die Anerkennung für sein Schaffen bleibt zunächst aus. Da wird der noch junge Suhrkamp-Verlag unter der Leitung von Siegfried Unseld auf ihn aufmerksam und veröffentlicht 1960, Weiss ist bereits über vierzigjährig, seinen Roman Der Schatten des Körpers des Kutschers – ein Manuskript, das Jahre zuvor vom Verleger Peter Suhrkamp abgelehnt wurde.
Der nun einsetzende literarische Erfolg ermöglicht es Peter Weiss, der ohnehin vor dem Scheideweg steht, das Metier des Films zu verlassen, nun ganz auf die Karte Literatur zu setzen. Es folgen radikale autobiografische Prosa wie Abschied von den Eltern und Fluchtpunkt, in der Weiss seine familiären Hintergründe verarbeitet. An den Rändern seiner Texte schleicht sich nun gehäuft die Thematik seiner Exil-Existenz ein. Und es zeichnet sich etwas ab, das sich bereits in seinen Dokumentarfilmen zeigt: dass sich Peter Weiss in seinem künstlerischen Selbstverständnis zunehmend zur Theorie des Sozialismus hingezogen fühlt:
"Die Richtlinien des Sozialismus enthalten für mich ihre gültige Wahrheit. Was auch für Fehler im Namen des Sozialismus begangen worden sind und noch begangen werden, so sollten sie zum Lernen da sein."
Die zunehmende Politisierung, die sich bereits in den filmischen Arbeiten zeigte, schlägt sich zusehends auch in Weiss’ Schreiben nieder. Die internationale Bühne der Literatur betritt der Autors dann mit der ein knappes Jahrzehnt umfassenden Schaffensphase, in der Weiss mit Bühnenstücken wie Marat/Sade, Die Ermittlung, Gesang vom lusitanischen Popanz, Vietnam-Diskurs, Trotzki im Exil und Hölderlin in Erscheinung tritt. Hier zeigt sich Weiss vollends politisiert. Mit seinen Stücken wird er auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs sowohl gefeiert. Sowohl auf den Bühnen der BRD als auch in der DDR zeigt man großes Interesse für seine Werke.
Die 70er Jahre sind geprägt von der Arbeit an seinem Opus Magnum Die Ästhetik des Widerstands, welches wohl sein bekanntestes und meistbesprochenes Werk ist. 1975 erscheint der erste Band, 1978 der zweite und schlussendlich 1981 der dritte Band. In diesem umfangreichen Werk findet Peter Weiss' politisches Arbeiten und Denken seinen Höhepunkt. Er schafft ein monumentales Werk, das sich mit dem kommunistischen Widerstand gegen den Faschismus in Europa, der Arbeiterbewegung, dem Verhältnis von Kunst und Politik und der kritischen Auseinandersetzung mit der linken Bewegung beschäftigt. Seit den späten 70er Jahren bis zu seinem Tod wird Peter Weiss vielfach besprochen und ausgezeichnet. Er gilt nahezu als Modeautor. Nach Fertigstellung seines Monumentalromans wendet sich Weiss noch einmal dem Theater zu und bringt 1982 mit Der neue Prozess ein weiteres Stück auf die Bühne. Am 10. Mai 1982 stirbt Peter Weiss in Stockholm in Folge eines Herzinfarkts.